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Xiang Shan - der Duftberg westlich von Beijing
Färben sich im Herbst die ersten Blätter bunt, so spricht man
wieder öfter von ihm, dem Xiang Shan (Duftberg). Weit im Westen Beijings gelegen,
ist er die meiste Zeit des Jahres ein verträumtes Stück Natur.
Doch die Hong Ye (Roten Blätter) üben eine
magische Anziehungskraft auf die Einwohner der Hauptstadt aus,
zu Zehntausenden fahren sie hinaus, um der Schönheit der Roten Blätter zu huldigen.
So überrascht es nicht, dass man sich bereits bei der Anreise alles andere als
einsam fühlt. Die Rückreise gerät zum Massenerlebnis der besonderen Art.
Taxis gibt es weit und breit nicht, öffentliche Verkehrsmittel werden regelrecht gestürmt,
sowohl Sitz- als auch Stehplätze sind hart umkämpft.
Aber auch das ist Teil des Erlebnisses oder sagen wir besser des Events.
Es scheint, die Menschen nehmen die komplizierte Anreise gern auf sich,
sie sind vergnügt, sammeln rote Blätter, lassen sich vor Blumenarrangements im Park
fotografieren, manche tragen Blütenkränze aus Plastik, was insbesondere bei Männern
sehr chic aussieht.
Die meisten Besucher nehmen die Schwebebahn zum Gipfel, dort genießen sie den
Blick auf das entfernte Beijing und natürlich auf die Roten Blätter des Waldes.
Hat man den Xiang Shan Park durch das Nordtor betreten,
erreicht man kurz darauf den Eingang zum Biyun Si (Tempel der Azurblauen Wolke).
Der für die Tempelanlage zusätzlich zu entrichtende Eintritt hält den Ansturm
der Massen etwas zurück, drinnen ist es angenehm ruhig.
Der Tempel der Azurblauen Wolke wurde im Jahr 1331 erbaut und später
vor allem unter der Regentschaft des Kaisers Qianlong erweitert.
Der Tempel schmiegt sich an den Berg an, die Gebäude im letzten der sechs Höfe liegen damit am höchsten.
Obwohl die chinesische Regierung die Anlage bereits im Jahr 1957
unter Denkmalschutz gestellt hatte, wurde sie während der Kulturrevolution stark
zerstört und erst 1979 wieder eröffnet.
Herausragend ist die Halle der 500 Arhats (Schüler Buddhas,
welche durch Meditation und Askese von sämtlichen Leiden befreit wurden).
Die Gesellen wirken heiter und gut gelaunt,
obwohl sie bereits seit Beginn der Qing Dynastie "Dienst schieben".
Die Figuren sind in etwa lebensgroß und goldfarben.
Durch zahlreiche verwinkelte Gänge kann man ehrfürchtig an ihnen vorbeischreiten und
die mystische Atmosphäre auf sich wirken lassen.
Lebt man in Beijing, sollte man die schönen roten Blätter der Ahornbäume
und das damit verbundene Naturerlebnis gut in Erinnerung behalten,
man kann dann entzückt daran zurückdenken, wenn
der Smog von Beijing wieder einmal unerträglich wird und
der Mond hinter einem dichten Grauschleier aus Staub nur noch schemenhaft hervorblinzelt.
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